Von Wolfgang H. Gebhardt
Teil 1: Zur Frühgeschichte des Adlerwerks
Der Aufbau der ersten bedeutenden deutschen Fahrradfabrik
Heinrich (Ludwig) Kleyer (1853 – 1932), Sohn eines Darmstädter Maschinenfabrikanten, ging nach dem Realschulabschluss sowie dem kaufmännischen Studium an der TU Darmstadt zunächst zu einer Frankfurter Eisenwaren- und Maschinengesellschaft, zu einem Siegener Walzwerk und schließlich nach Hamburg zur Maschinen-Import-Firma Biernatzki & Co., um – wie damals üblich – die Handwerkskenntnisse in anderen Betrieben zu erweitern. Ein Studienaufenthalt führte ihn 1879 nach Boston in die USA, wo er in der Fahrradfabrik Sturtevant arbeitete und im amerikanischen Patentamt wertvolle Einblicke in aktuelle Konstruktionsunterlagen erhielt. Während er in Hamburg seine Frau Elvira Biernatzki (1863 – 1942) kennengelernt hatte, brachte er aus Chicago sein Interesse rund um das neue Verkehrsmittel Fahrrad mit.
Da nach dem frühen Tod seines Vaters Erbauseinandersetzungen sein Verbleiben in der Darmstädter Fabrik unmöglich machten, gründete er am 1. März 1880 mit einem Kompagnon in der Frankfurter Bethmannstraße 9 ein „Maschinenfabrik-Agentur-Geschäft“, schon rasch umbenannt in „Maschinen- und Velocipedhandlung“. Zunächst agierte er als Generalvertreter der Firma Egestorff mit Gas-Motoren und der englischen Firmen Coventry Machinists Co., Singer & Co., Starley Brothers mit Strickmaschinen, Wasch-, Wring-, Mangel- und Plissé-Maschinen, Knäuel-Maschinen, Original Philadelphia-Rasenmäher, Gartenwalzen und Jauchepumpen. Darüber hinaus verkaufte er amerikanische Hochräder, die über England importiert wurden, was das Qualitätsimage der Modelle erhöhen sollte. Eine geschickte Promotionsmaßnahme stellten 1881 die Gründung des Frankfurter Bicycle-Clubs und die Einrichtung von Rennbahnen im Palmengarten und am Frankfurter Forsthaus dar. Der schnell einsetzende geschäftliche Erfolg führte zur Überlegung, sich im Bau von Rädern unabhängig zu machen. In der Frankfurt-Sachsenhäuser Maschinenfabrik Spohr & Krämer, die Gartenmöbel aus Eisen herstellte, fand er das passende Unternehmen zur ersten serienmäßigen Produktion von Hoch- und Dreirädern im damaligen Deutschen Reich. Ein weiteres „Verkaufsetablissement“ richtete Heinrich Kleyer 1883 im westlichen Flügel des Hotels „Frankfurter Hof“ ein. Der überaus prosperierende Verkauf der Räder, zunächst unter der Marke „Herold“, ermöglichten ihm schon 1885/86 den Bau eines eigenen “Etablissements“ in der Gutleutstraße 9, direkt neben seinem damaligen repräsentativen Wohnhaus in der Gutleutstraße 8. Mit sechs Stockwerken galt sein Geschäftsneubau als zeitweise höchstes Frankfurter Gewerbegebäude. Im Dachgeschoss befand sich ein ausgebauter „Fahrsaal“, in dem die Kunden unter Anleitung von „Instruktoren“ das Fahren mit den Rädern, jetzt unter dem Namen „Adler“ und dem kurzen, aber einprägsamen Werbespruch „Radler, fahr Adler!“, lernen konnten. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Einführung des Herren- und Damen-Niederrades mit gleichgroßen Rädern und Kettenantrieb nach Vorbild des englischen „Rover Safety Bicycle“-Modells der Firma Starley & Sutton in Coventry. Mit nahtlos gezogenen Rohren von Mannesmann und mit Luftreifen von Dunlop bildeten die „Safty-Niederräder“ damals die Spitzenprodukte der deutschen Fahrradindustrie.
Der geschickte Schachzug mit dem Anbieten einer großen Palette von Fahrrädern und einer Fahrschule ließen den Absatz derart steigen, dass Heinrich Kleyer 1887 auf dem damaligen von Gärten und Wiesen geprägten Gutleuthöferfeld zwischen der Höchster- (zum 50-jährigen Firmenjubiläum 1930 umbenannt in Heinrich-Kleyer-Straße) und Weilburgerstraße ein großes Grundstück erwarb, um jetzt in eigener Regie und in Großserien Fahrräder herzustellen. Das in Sichtweise der Galluswarte, einem markanten Wachturm aus vergangenen Zeiten gelegene Areal grenzte im Bereich der Weilburgerstraße unmittelbar an das Gleisfeld des ein Jahr später eröffneten Frankfurter Hauptbahnhofs an. Das wenig später für die sich in diesen Jahren ansiedelnden Fabriken angelegte Industriegleis schloss über Drehscheiben und bis in die Werke führende Stichgleise für die Materialzufuhr und für den Versand der Finalprodukte an das Eisenbahnnetz unmittelbar an.
Nach den Industrieanlagen der Landmaschinenfabrik Mayfarth (Eisengießerei) und der Passavant & Sohn (Kanaldeckel-Gießerei) entstanden 1888 im Bereich der Hausnummern 13 bis 15 und 23 in der Höchster Straße die ersten Neubauten für das Heinrich Kleyer-Unternehmen. Im Hofbereich lagen der Schmiede- und Gießereibereich mit weit überragendem Schornstein.
Die Gewinne aus dem prosperierenden Unternehmen ermöglichtem Heinrich Kleyer, 1892 eine neu luxuriöse Villa mit Turmvorbau in der nahegelegenen Wiesenhüttenstraße 33 errichten zu lassen, die er ein Jahr später bezog. Gleichzeitig engagierte er sich als Mitbegründer und Teilhaber an der deutschen Dunlop-Fabrik, die jetzt in Hanau Reifen herstellte und ihn unabhängig von den Importen aus Großbritannien machte.
1895 folgte die Umwandlung der Firma in die „Aktiengesellschaft Adler Fahrradwerke vorm. H. Kleyer“, um ausreichend Kapital für weitere Vergrößerungen zu gewinnen. Heinrich Kleyer übernahm aufgrund seiner großen Einlage die Position des Generaldirektors. Ein Jahr später kaufte die Aktiengesellschaft in der Gutleutstraße 29 ein großes Grundstück, das an der Straßenfront von einem palastähnlichen Ausstellungsgebäude mit flankierenden Bauten im neogotischen Baustil gekrönt wurde. Hinter diesem schlossen sich mit Eisenfachwerk und großen Glasflächen versehene Dächer in Shedbauweise an, so dass die Verkaufsgespräche auch bei Regenwetter im Freien stattfinden konnten. Vier vergoldete, auf Obelisken angebrachte Adler zierten das Dach des Eingangsgebäudes. Der dahintergelegene Hof bot eine große Fläche für das Üben in der Kunst des Fahrradfahrens. Diese geschickte werbewirksame und verkaufsfördernde Anlage, die sich schließlich von den Hausnummern 25 bis 35 erstreckte, trug die Bezeichnung „Velodrom“.
1898 erweiterte der Bau von Schreibmaschinen nach Vorbild des verbesserten amerikanischen Modells „Empire“ von W. P. Kidder das Portfolie des aufstrebenden Unternehmens; durch den Bau der Fahrräder standen ausreichend Feinmechaniker zur Verfügung.
Einstieg in die Motorfahrzeugfertigung
1898 gab Heinrich Kleyer seine Zustimmung zum Bau eines Automobils. Die Adler-Ingenieure stellten 1899 das erste Modell mit einem 3,5-PS-De Dion-Einzylindermotor her. Wenn auch ein Rückwärtsgang nicht zur Verfügung stand, so verfügte das Gefährt schon über einen Kardanantrieb. Nachdem das Modell im Jahr 1900 auf der Frankfurter Automobilausstellung in der Landwirtschaftshalle (an der heutigen Kennedy-Allee) vorgeführt worden war, wurde die Motorwagen-Abteilung eingerichtet, die den Bau der Automobile, ab 1904 mit eigenen Motoren, übernahm.
Das Velodrom wurde schon zwei Jahre später zum Verkaufspalast für Automobile als „Adler-Auto-Velo-Haus“ mit repräsentativen Ausstellungsräumen umgestaltet. Die Kunstmaler Emil Kneiss und Heinrich Landgrebe gestalteten die Wände mit großen humorvollen Panoramen mit Szenen der Freuden und Leiden des Automobilisten aus, die in dem Gaststättenmotiv „Zum flinken Heinrich“ֿ endeten.
Der große Hof diente mit Adler-Personal als großes Fahrschulgelände mit zementierten Fahrbahnen. Die Flankierungsgebäude enthielten die „Bureaus für die Werkbeamten (= Verkäufer, Fahrlehrer und Mechaniker) sowie ein Restaurant mitsamt getrennten Toiletten und Waschräumen für Damen und Herren nach genommenem Fahrunterricht“. Automobilgaragen umrandeten die Anlage, die jetzt folglich die Bezeichnung „Autodrom“ trug. 1921 verkaufte die Adler AG das Grundstück an die Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, die hier einen Neubau errichtete.
Um der weiter entfernt wohnenden Belegschaft einen günstigen Transport zu ermöglichen, richtete die Städtische Straßenbahn Frankfurt 1902 eine spezielle Linie ein, die von der Hauptstrecke an der Galluswarte, einem ehemaligen Wachturm, am Adlerwerk vorbeiführte und an der Rebstöcker Straße wieder auf die Hauptlinie führte.
Der Erfolg in dem neuen Motorfahrzeug-Produktionszweig, darunter auch Drei- und Zweiräder, führte 1905 und 1907 zur Notwendigkeit, die Gebäudeanlagen im aufstrebenden Frankfurter Industrieviertel zu erweitern. Ältere Einzelgebäude in Richtung Galluswarte wurden abgerissen durch zusammenhängende Neubauten ersetzt, die in damaliger Industriearchitektur in Stahlbetonbauweise ausgeführt wurden. Machtvoll und dekorativ wurde die Anlage durch je drei im oberen Teil überragende, quadratische Eck- und Mitteltürme gekrönt, die im Baustil lombardischer Ziegelsteinbauten der Spätgotik ausgeführt waren, über deren Konsolenfriese Zinnen den Abschluss bildeten.
Mit der 1906 erfolgten Umbenennung des Unternehmens in „Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG“ passte man sich dem breit gefächerten Produktionsprogramm an.
Ausbau des Werkes im modernen Industriebaustil mit lombardischen Backsteinelementen
Eine erneute Vergrößerung setzte 1911 und 1912 ein. Angrenzende Grundstücke in Richtung Bahnlinie und im weiteren Verlauf der Höchster Straße konnten erworben werden. Mit dem Bau einer monumentalen rechteckigen Anlage aus Eisenbeton standen die notwendigen Kapazitäten für den Automobilbau zur Verfügung. Die fünfgeschossigen Bauten waren nach dem damaligen Industriebaustil mit großen, nach außen zu öffnenden Fenstern versehen, um tagsüber genügend Licht und Frischluft in den Maschinensälen zu haben.
Weitere Türme überragten die östliche Gebäudefront gegenüber den Grundstücken von Passavant & Sohn. Während die äußeren Türme die Treppenhäuser und die Fahrzeug-Aufzüge enthielten, besaßen die mittleren Türme große Wasserbehälter, um bei einem Brand rasch ausreichend Wasser zur Brandbekämpfung zu haben.
Die Kellerräume dienten als Lager; die Flächen im Parterre als Reparaturbereich, zumal es damals üblich war, bei einem größeren Schaden das Fahrzeug im Herstellerwerk instand setzen zu lassen. Die höheren Geschosse beherbergten die mechanischen Werkstätten wie die Wagnerei (Karosseriebau), Dreherei, die Fräserei und die Automatensäle sowie die Konstruktionsbüros. Im ebenfalls aus Eisenbeton ausgeführten Dachstock befand sich die Spenglerei für die Kühler. Im Hofbereich gegenüber der Schmiede standen Montagehallen mit bogenförmigen Dächern, ausgeführt in Eisenfachwerkbau, für die Personenwagenmontage, für die Motorenprüfstände und für das vorübergehende Abstellen der Automobile zur Verfügung.
Eine 750 PS starke Dampfmaschine versorgte über einen Generator den Werksbereich mit elektrischem Strom; anstelle der üblichen aufwändigen und gefährlichen Transmissionswellentechnik unterhalb der Geschossdecken konnten somit elektrisch angetriebene Maschinen aufgestellt werden. Elektrische Lampen sorgten notfalls für ausreichend Helligkeit. Mustergültig waren die Hygiene-Einrichtungen in den einzelnen Stockwerken.
Über dem hochgebauten Seitenflügel an der Höchster Straße symbolisierte die gewaltige (vermutlich) kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges angebrachte Kupferfigur eines Steinadlers mit geöffneten Flügeln auf einem Speichenrad hinter einer Wolke mit Blitzen das neue Zeitalter der Technik. Mit einer Grundfläche von 56.000 und einer Nutzungsfläche von 130.000 Quadratmetern stellte das Adlerwerk den größten Gebäudekomplex im Gallusviertel dar. Von der Hausnummer 11 bis 23 in der Höchster bis zur Querung durch die Kriegkstraße erstreckten sich jetzt die Gebäudeanlagen des Adler-Unternehmens. (Die dazwischenliegende Malzfabrik, die Maschinenfabrik Framag und die Farb- & Gerbstofffabrik wurden um 1938 „arisiert“, d. h. enteignet, so dass der ganze Straßenzug schließlich zum Adlerwerk gehörte.) Über 5000 Arbeiter und Verwaltungskräfte, „Beamte“ genannt, arbeiteten zu diesem Zeitpunkt im Adlerwerk.
Nochmals kam eine Erweiterung der Fabrikanlage 1913 zustande, nachdem an der Höchster Straße 45 bis 51 (bis zur Querung durch die Schwalbacherstraße) der AEG die Gebäudeanlagen der einstigen elektrotechnischen Lahmeyer-Werke abgekauft werden konnten. In die Hallen mit Laufkränen des nun als Werk II bezeichneten Gebäudekomplexes konnte einerseits der damals gepflegte Karosseriebau, die Fertig-Lackiererei und die Automontage, andererseits der inzwischen aufgenommene Lkw-Bau untergebracht werden.
Die Nachfrage nach den Adler-Automobilen, Fahrrädern und Schreibmaschinen ließen das Werk vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum größten metallverarbeitenden Unternehmen Frankfurts mit 7000 Beschäftigten aufsteigen.
Nicht unerwähnt soll Heinrich Kleyers paternalistisch geprägte soziale Einstellung bleiben; für einen Teil der Belegschaft kaufte die Frankenallee AG mit seiner Unterstützung in der nahegelegenen Frankenallee Grundstücke auf und ließ dort Wohlfahrtseinrichtungen und Arbeiterheimstätten errichten. Auch mit einem Unterstützungsfond versuchte er in patriarchalischer Art die „Klassenunterschiede“ auszugleichen.
Heinrich Kleyer, seine Familie und sein Vetter Alfred Teves
Heinrich Kleyer erhielt 1905 den Titel „Kgl. Preuss. Kommerzienrat“; der Marstall in Berlin reihte 1907 auch ein Adler-Automobil in seinen Fuhrpark ein. Die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Darmstadt folgte 1911. Ehrenmitglied des Frankfurter Bicycle-Clubs blieb er bis zu seinem Lebensende; der einstige Deutsche Radfahrer-Bund ging auf sein Organisationstalent zurück. Als Vorsitzender und schließlich Ehrenvorsitzender leitete er den Verein Deutscher Fahrradfabrikanten. 1913 übernahm er den Vorsitz des Vereins Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller. Dem Präsidium der Deutschen Versuchs-Anstalt für Luftfahrt und der Frankfurter Handelskammer gehörte er an.
Mit seiner Frau Elvira hatte Heinrich drei Söhne und fünf Töchter. Sohn Wilhelm trat nach dem Ersten Weltkrieg als Direktor der Adlerwerke AG in das Unternehmen ein. Sein zweiter Sohn Erwin erhielt die Position des kaufmännischen und des Export-Direktors. Er übernahm später die Adlerfiliale in Hamburg; schließlich war er in führender Position bei der Farbenfabrik Glasurit und der Druckfarbenfabrik Schmidt. Otto, dritter Sohn, wurde im Ersten Weltkrieg zum Militär eingezogen, wo er zum Leutnant befördert wurde. Anschließend betätigte er sich als Autohändler bei Adler und nach dem Zusammenbruch der Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank) als Hauptaktionär ab 1931 bei Daimler-Benz. Im Zweiten Weltkrieg organisierte er als Hauptmann Reparaturwerkstätten in den besetzten Gebieten. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft gelang es ihm eine eigene Firma in Minden aufzubauen, die unter dem Namen Otto Kleyer Minden Auto-Schonbezüge und später Kunststofffolien sowie u.a. Planschbecken herstellte.
Die Töchter Elsa, Gertrud, Irmgard, Erika und Irene wurden dem Zeitgeist entsprechend mit angemessener Mitgift ausgestattet, um eine gute „Partie“ zu machen.
Heinrich Kleyer, der bis in die Kriegszeit nur wirtschaftliche und damit finanzielle Erfolge kannte, zeichnete für vier Millionen Goldmark Kriegsanleihen, die Ende 1918 nichts mehr wert waren. Seine Einlagen in die Aktiengesellschaft fielen durch die Hyperinflation ins Bodenlose. Überschuldet musste er 1923 den Posten als Generaldirektor räumen; die erwähnte Danat Bank hatte jetzt das Sagen. Bis zu seinem Tode am 9. Mai 1932 konnte er jedoch noch Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens bleiben. Bestattet wurde er in einer Grabanlage auf dem Frankfurter Hauptfriedhof, die auch das Grab seiner Frau und seiner Schwester Louise sowie der erwähnten Tochter enthält. Seine Witwe bewohnte das Haus am Wiesenhüttenplatz bis zu ihrem Tod; die Kleyer-Erben verkauften 1943 das repräsentative Anwesen an das Pharmazieunternehmen Andreae-Noris-Zahn AG.
Sein Vetter Alfred Teves (1868 – 1953) trat 1890 als Lagerverwalter in das Fahrrad- und Schreibmaschinen-Unternehmen ein und ab 1902 organisierte er den Verkauf der Automobile. Sieben Jahre später machte er sich mit seinem Kompagnon, Ingenieur Matthäus Braun, selbständig, indem sie die Mitteldeutsche Kühlerfabrik Teves & Braun GmbH in Stuttgart mit Verwaltung in Frankfurt am Main gründeten. Schon 1910/11 verlagerten sie das Unternehmen in einen fünfstöckigen Neubau in die in unmittelbarer Nachbarschaft des Adlerwerks gelegene Lahnstraße 53. Lamellenkühler, Benzinkästen, Ölbehälter und automobiltechnisches Material wie Kolbenringe stellte der 300 Personen umfassende Betrieb her. Mit der 1924 erworbenen Lizenz der Lockheed Hydraulic Brake Corp. in Detroit/USA zur Herstellung hydraulischer Bremsen konnte er unter der Marke „Ate-Bremsen“ sein Werk zum wichtigsten deutschen Bremsenhersteller ausbauen. Erstmalig in Europa kamen seine Vierrad-Öldruckbremsen 1927 im Adler Standard 6 zum Einsatz.